Bis jetzt
hat (fast) kein Release von Windows die Gemüter so stark erhitzt, wie der von
Windows 8.
Dies liegt
nicht zuletzt an dem komplett neuen Interface, ehemals Metro, das so
revolutionär daherkommt, dass es für eine eher als „langsam“ eingestufte Firma
wie Microsoft fast schon unheimlich anmutet.
Nicht
umsonst sagte Microsoft-Chef Steve Ballmer in einem Interview, das neue Betriebssystem sei das risikoreichste Vorhaben der näheren Zukunft.
Nun aber
genug der vielen Worte, kommen wir zu den eigentlichen Neuerungen, die Windows
8 ausmachen. Ich werde diese in einer Liste Schritt für Schritt vorstellen und evtl.
Vor- und Nachteile erwähnen.
Inhaltsverzeichnis:
1. Das Aussehen
2. Der Bootprozess
3.Speicherbedarf, sonstige Optimierungen und Akkulaufzeit
4. Storage Pools und -Spaces
5. File History
6. Hyper-V Virtualisierung
7. Optimierungen der Konnektivität
8. Fazit
1. Das Aussehen
Die sicher
auffälligste Neuerung, die ein Anwender direkt nach dem Start von Windows 8 zu
Gesicht bekommt, ist die „Modern UI“.
Ich
persönlich fand die Einarbeitung in diese nicht gerade einfach, als ich sie
jedoch für eine Zeit benutzte, vermisste ich das gute alte Startmenü nicht
mehr. Warum?
Das neue
Interface ersetzt es. Will man zB. Word starten, so tippt man, während man sich
in der neuen Oberfläche befindet, einfach buchstabenweise „w“ „o“, schon
erkennt Windows die installierten Programme und listet alle mit „Wo“
anfangenden auf, meist ist dies auch die gewünschte Anwendung. Ein Druck auf
Enter und das Programm bzw. die App startet.
Das
Verhalten ist ähnlich der alten Suchzeile unter Aero im Startmenü, nur umfasst
die neue Suche natürlich auch Apps, sowie Einstellungen und Dateien.
Will man ein
Programm aber per Mausklick starten, so kann man natürlich auch das. Man ordnet
das gewünschte Symbol einfach durch ziehen auf der Oberfläche so an, wie man
mag.
2. Der Boot Prozess
Dieser wurde
Grundlegend überarbeitet, ein System soll, so Microsoft, nur noch in 7 Sekunden
starten, vollständig, allerdings unter der Voraussetzung, dass eine SSD
eingebaut ist.
Ist eine
normale HDD eingebaut, so startet Windows 8 in ca. 15 Sekunden, ist also nicht
mehr bedeutend schneller als Windows 7.
Man muss
beachten, dass die Zeiten mit „eingelaufenem“ Superfetch gemessen wurden, es
wurden also nicht die ersten Starts getimed, sondern erst jene nach ein paar
Tagen Alltagsbetrieb der beiden Systeme.
Außerdem
wird nun standardmäßig eine neue Form des Ruhezustandes benutzt, dass den
„harten Kern“, also zB systemnahe Treiber etc., auch beim Druck auf den
normalen Herunterfahren-Knopf in der Ruhezustands-Datei ablegt. Dies sorgt für
die erwähnte Geschwindigkeitssteigerung beim Booten. Möchte man lieber das
„normale“ Herunterfahren nutzen, muss man den Ruhezustand komplett
deaktivieren, dies geschieht im Terminal (als Admin) mit dem Befehl: „powercfg
–H off“.
Möchte man
noch schneller starten, ist es nötig statt eines BIOS ein EFI im Rechner zu
haben, dieses setzt sich momentan auch beständig durch.
Der Grund:
Das sog, POSTing, also der Selbsttest des Systems beim Start, fällt bei EFI
kürzer aus, außerdem kann man den Bootvorgang nur noch 200 Millisekunden per F8
unterbrechen.
Deshalb
stellt Microsoft in Windows 8 ein eigenes Bootmenü zur Verfügung, in dem man
unter anderem das System wiederherstellen kann.
Dieses
beinhaltet die folgenden Punkte:
- System wiederherstellen (anhand eines
Wiederherstellungspunktes)
- Systemimagewiederherstellung (Anhand eines bestimmten Images, erstellt mit "recimg"). Somit bleiben zB die installierten Programme und deren Registryeinträge beim Wiederherstellen erhalten. Zum Vergleich: "Refresh" löscht alle Programme, außer den Apps und Daten (Fotos, Musik, etc. inkl. Systemtreibern), mehr dazu unter Punkt 3.
- Automatische Reparatur
- Vorausgesetzt, es wird er Installationsdatenträger eingelegt, erscheint in diesem Menü ebenfalls die Option "System wiederauffrischen"
3. Speicherbedarf,
sonstige Optimierungen und Akkulaufzeit
Weniger Speicherplatz
Windows 8
belegt weniger Arbeitsspeicher. Dies zeigt der Taskmanager – nach dem Start
verbraucht eine frische Windows 8 x64 Installation gerade einmal ca. 280 MB.
Dies liegt daran,
dass benötigte Komponenten von Windows erst dann gestartet werden, wenn sie
tatsächlich benötigt werden, zB. der Desktop, der nunmehr als startbare App
fungiert.
Stichwort
Apps, Windows kann diesen dynamisch Speicher zuweisen oder oder jenen auch wieder
Speicher entziehen, je nach Notwendigkeit.
Wird eine
App nicht benutzt, wird sie „suspended“, und verbraucht dann weniger Ram, sowie
keine Prozessorleistung.
Neu: Fordert
ein Programm immer neuen Arbeitsspeicher an, füllt diesen jedoch mit ständig
mit gleichen Inhalten, versucht Windows, diese identischen Speicherinhalte zu
kombinieren. Eine gute Idee an dieser Stelle!
GPU-Beschleunigung
Windows 8
verfügt über umfangreiche Oberflächenbeschleunigung durch die Grafikkarte.
So werden
auch eigentliche 2D Inhalte, von der Grafikkarte berechnet, was sich allerdings
auch durch erhöhten VRAM-Gebrauch bemerkbar macht, allerdings wird auch hier
der Speicher bei Bedarf wieder freigegeben. Dies ist der Fall, wenn bspw. ein
Spiel gestartet wird.
Ermöglicht
wird die Beschleunigung von DirectX 11.1, das u.A. neue API’s zur Anwendung von
Effekten auf Fotos bereitstellt.
Akkulaufzeit
Die
Akkulaufzeit wurde laut Microsoft mit der neuen Ausgabe von Windows verbessert.
Ca. 10 %
länger soll der Strom nun reichen, ich persönlich kann das allerdings nicht
bestätigen, was aber auch daran liegen mag, dass meine Kopie von Windows 8 auf
dem Macbook Pro läuft, und dessen Bootcamp-Treiber bis zum heutigen Datum noch
nicht angepasst wurden.
Klassentreiber
Einfacher
sollen Benutzer ab jetzt unterwegs online gehen können, dafür spendierte
Microsoft Windows 8 einen Klassentreiber für UMTS-Sticks und –Karten.
Dieser
funktioniert mit fast allen Mobilfunkmodems und erleichtert somit die
Installation dieser.
Außerdem
wählt Windows automatisch das passende Netzwerk. Ist ein bekanntes WLAN
verfügbar, wird dies benutzt, steht keines zur Verfügung, wird auf die
Mobilfunkverbindung umgeschaltet.
Von dieser
wird ebenfalls der verbrauchte Traffic angezeigt, dazu ist nun also kein extra
Programm mehr nötig. Lob!
Dasselbe
Klassentreibersystem gilt auch für Drucker! Es wird also kein spezieller
Druckertreiber mehr benötigt, wenn ein Drucker eine sog. Compatible ID
übermittelt, anhand derer das Klassentreiberframework den Drucker
identifizieren kann. Viele Druckerhersteller unterstützen dieses Verhalten
bereits, der Rest hat zugesagt, dies in zukünftigen Geräten zu tun. Fragt im
Zweifelsfall beim Support eures Herstellers nach.
Refresh
Legt man den
Installationsdatenträger von Windows ein, erscheint zusätzlich zu den normalen
Wiederherstellungsoptionen eine neue. Diese Option heißt „Windows wiederauffrischen“, mit der bei Problemen Windows repariert
werden kann, allerdings ohne Verlust der eigenen Einstellungen, Dateien, Fotos
etc.
Der
Menüpunkt ist aber auch unter Windows direkt in den Pc-Einstellungen anwählbar.
Ferner kann
man vom Menü aus Windows komplett neu installieren und sonstige
Reparaturhilfsmittel auswählen, zB. das gute alte Command Prompt.
Zum „Windows
wiederauffrischen“ Menüpunkt sei aber noch gesagt, dass sie einfach nur die
frühere Systemreparatur, die es schon unter Windows XP gab, ersetzt und
komfortabler gestaltet.
Die nächste
Option, die der Wiederherstellung ebenfalls dienlich ist, ist der komplette
„Reset“, also quasi eine Neuinstallation von Windows.
4. Storage Pools und –Spaces
Dies ist ein neues und auf Systemebene
ziemlich kompliziertes Verfahren, dass dem Nutzer allerdings viele Vorteile
bringen kann. Daher fasse ich es hier verständlich zusammen.
Storage Pools
Storage Pools sind nichts anderes als
zusammengefasste physische Festplatten, dabei ist es egal,
wie diese angeschlossen sind.
Beispiel: Ein Benutzer hat eine
Backup-Festplatte, die er regelmäßig benutzt. Nach einer gewissen Zeitspanne
ist sie voll und er steht bisher vor er Überlegung, entweder Daten zu löschen,
oder sich eine neue, große Platte nachzukaufen. Dies ist nun nicht mehr
notwendig.
Der Nutzer kann, wenn gewünscht,
jegliche anderen Speichermedien benutzen um den Speicherplatz auf diesem Wege
zu ergänzen. Dies können USB-Sticks sein, oder auch andere Festplatten , wobei
diese nicht dieselbe Größe haben müssen.
Der Speicherplatz wird also einfach
zusammengefasst, egal, welche Art von Medium angeschlossen ist.
Storage Spaces
Aus den Storage Pools lassen sich dann
Storage Spaces erzeugen.
Diese verhalten sich wie ein normales
Laufwerk und können partitioniert und formatiert werden.
Das heißt, dass die im ersten Schritt
zusammengefassten Disks vom Nutzer so eingeteilt werden können, wie dieser
möchte.
5. File History
File History
stellt eine direkt in Windows integrierte Backup-Lösung dar.
Sie arbeitet
ähnlich der Time Machine auf dem Mac, allerdings wird nicht das gesamte System
gesichtert, sondern nur Benutzerverzeichnisse und –Dateien.
File History
sichert diese Daten in regelmäßigen, vom Benutzer bestimmten Abständen auf
einen ebenfalls vom Nutzer bestimmten Datenträger, wobei dieser Kopiervorgang
auch unterbrochen werden kann.
Ist die zur
Sicherung verwendete Festplatte nicht angeschlossen, sichert der Dienst die
entsprechenden Daten auf dem Systemlaufwerk vor und verschiebt sie dann später
auf das Backuplaufwerk.
6. Hyper-V Virtualisierung
Die Virtualisierung, die bisher mit
Lösungen wie dem kostenlosen Virtualbox für Privatanwender durchgeführt werden
musste, kann nun Windows-intern erledigt werden.
Dazu kommt das bisher nur in Windows
Server enthaltene System zum Einsatz und ermöglicht das Aufsetzen von
virtuellen Maschinen, die dann ihrerseits bis zu 32 Prozessoren und 512 GB RAM
ansprechen können.
Als Festplatten werden dabei sowohl
physische, als auch virtuelle im Format .vhd und .vhdx unterstützt.
Apropos virtuelle Medien: Windows 8
ist in der Lage .vhd sowie .iso Dateien direkt
per Rechtsklick zu mounten, damit entfällt der mitunter lästige Umgang mit
Helferlein wie Daemon Tools.
7. Optimierungen der Konnektivität
Auch
beachtet Windows Update den Verbindungstyp, so werden Updates nur dann
heruntergeladen, wenn eine WLAN/LAN Verbindung besteht, dies schützt vor
ungewollten Kosten, wenn per 3G mit dem Internet verbunden und das mobile
Datenvolumen aufgebraucht ist. Einzige Ausnahme sind wichtige
Sicherheitsupdates, diese werden immer heruntergeladen. Der Nutzer kann das
Verhalten aber in den Systemeinstellungen bei Bedarf ändern.
Wird vom
Nutzer eine WLAN-Verbindung manuell getrennt, wird Windows außerdem nicht mehr
automatisch bei diesem Netzwerk anmelden,
ferner lernt es anhand des Nutzerverhaltens, mit welchen WLANs am meisten
kommuniziert wird und erstellt eine „Beliebtheitsliste“, die die oft genutzten
Netzwerke auflistet. Daran richten sich auch die automatischen Verbindungsversuche
aus.
Die neue
Art, wie Windows mit Wireless-Geräten umgeht soll außerdem dafür sorgen, dass
sich das OS nach dem aufwachen aus dem Standby schneller wieder mit WLANs
verbinden kann.
8. Fazit
Windows 8 bringt zweifelsohne einige
sehr sinnvolle Neuerungen mit, auch Microsofts Strategie ist klar, die
(optische) Verbindung von mobilen Geräten, wie dem jüngst erschienenen Windows Phone 8 und dem Desktopbetriebssystem. Ein Beweis dafür ist auch, dass
sowohl Smartphone, als auch das -Desktopbetriebssystem
den gleichen Kernel verwenden.
Das einzige
Problem bei diese an sich sinnvollen und zeitgemäßen Verschmelzung ist aber die
Tatsache, dass nicht alle User auf einem Desktop die Erfahrung eines Tablet-Pc’s
oder Smartphones möchten, man wird gezwungen, Metro zu benutzen.
Es gibt
sicherlich Tools um das Ganze vom Verhalten her an den Vorgänger Windows 7 anzupassen, doch
Microsoft selbst lässt einem keine Wahl, welche Art von Desktop man denn nun
verwenden möchte.
Allerdings:
Hat man sich an die neue Oberfläche gewöhnt, geht das Arbeiten flüssig von der
Hand - das Startmenü vermisse ich selbst
nicht mehr.
Ich hoffe,
euch mit dieser doch umfangreichen Lektüre einen Einblick in das neue
Betriebssystem gegeben zu haben, was uns alle in den nächsten Jahren begleiten
wird.
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