Windows 8 – Test als Desktopbetriebssystem

Posted: Freitag, 7. September 2012 by Nik in Labels: ,
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Bis jetzt hat (fast) kein Release von Windows die Gemüter so stark erhitzt, wie der von Windows 8.
Dies liegt nicht zuletzt an dem komplett neuen Interface, ehemals Metro, das so revolutionär daherkommt, dass es für eine eher als „langsam“ eingestufte Firma wie Microsoft fast schon unheimlich anmutet.
Nicht umsonst sagte Microsoft-Chef Steve Ballmer in einem Interview, das neue Betriebssystem sei das risikoreichste Vorhaben der näheren Zukunft.

Nun aber genug der vielen Worte, kommen wir zu den eigentlichen Neuerungen, die Windows 8 ausmachen. Ich werde diese in einer Liste Schritt für Schritt vorstellen und evtl. Vor- und Nachteile erwähnen.


Inhaltsverzeichnis:

   1. Das Aussehen
   2. Der Bootprozess
   3.Speicherbedarf, sonstige Optimierungen und Akkulaufzeit
   4. Storage Pools und -Spaces
   5. File History
   6. Hyper-V Virtualisierung
   7. Optimierungen der Konnektivität
   8. Fazit



1.  Das Aussehen


Die sicher auffälligste Neuerung, die ein Anwender direkt nach dem Start von Windows 8 zu Gesicht bekommt, ist die „Modern UI“.
Ich persönlich fand die Einarbeitung in diese nicht gerade einfach, als ich sie jedoch für eine Zeit benutzte, vermisste ich das gute alte Startmenü nicht mehr. Warum?
Das neue Interface ersetzt es. Will man zB. Word starten, so tippt man, während man sich in der neuen Oberfläche befindet, einfach buchstabenweise „w“ „o“, schon erkennt Windows die installierten Programme und listet alle mit „Wo“ anfangenden auf, meist ist dies auch die gewünschte Anwendung. Ein Druck auf Enter und das Programm bzw. die App startet.
Das Verhalten ist ähnlich der alten Suchzeile unter Aero im Startmenü, nur umfasst die neue Suche natürlich auch Apps, sowie Einstellungen und Dateien.
Will man ein Programm aber per Mausklick starten, so kann man natürlich auch das. Man ordnet das gewünschte Symbol einfach durch ziehen auf der Oberfläche so an, wie man mag.





2.   Der Boot Prozess

Dieser wurde Grundlegend überarbeitet, ein System soll, so Microsoft, nur noch in 7 Sekunden starten, vollständig, allerdings unter der Voraussetzung, dass eine SSD eingebaut ist.
Ist eine normale HDD eingebaut, so startet Windows 8 in ca. 15 Sekunden, ist also nicht mehr bedeutend schneller als Windows 7.



Man muss beachten, dass die Zeiten mit „eingelaufenem“ Superfetch gemessen wurden, es wurden also nicht die ersten Starts getimed, sondern erst jene nach ein paar Tagen Alltagsbetrieb der beiden Systeme.
Außerdem wird nun standardmäßig eine neue Form des Ruhezustandes benutzt, dass den „harten Kern“, also zB systemnahe Treiber etc., auch beim Druck auf den normalen Herunterfahren-Knopf in der Ruhezustands-Datei ablegt. Dies sorgt für die erwähnte Geschwindigkeitssteigerung beim Booten. Möchte man lieber das „normale“ Herunterfahren nutzen, muss man den Ruhezustand komplett deaktivieren, dies geschieht im Terminal (als Admin) mit dem Befehl: „powercfg –H off“.

Möchte man noch schneller starten, ist es nötig statt eines BIOS ein EFI im Rechner zu haben, dieses setzt sich momentan auch beständig durch.
Der Grund: Das sog, POSTing, also der Selbsttest des Systems beim Start, fällt bei EFI kürzer aus, außerdem kann man den Bootvorgang nur noch 200 Millisekunden per F8 unterbrechen.
Deshalb stellt Microsoft in Windows 8 ein eigenes Bootmenü zur Verfügung, in dem man unter anderem das System wiederherstellen kann.


Dieses beinhaltet die folgenden Punkte:
  • System wiederherstellen (anhand eines Wiederherstellungspunktes)
  • Systemimagewiederherstellung (Anhand eines bestimmten Images, erstellt mit "recimg"). Somit bleiben zB die installierten Programme und deren Registryeinträge beim Wiederherstellen erhalten. Zum Vergleich: "Refresh" löscht alle Programme, außer den Apps und Daten (Fotos, Musik, etc. inkl. Systemtreibern), mehr dazu unter Punkt 3.
  • Automatische Reparatur
  • Vorausgesetzt, es wird er Installationsdatenträger eingelegt, erscheint in diesem Menü ebenfalls die Option "System wiederauffrischen"










3. Speicherbedarf, sonstige Optimierungen und Akkulaufzeit


Weniger Speicherplatz

Windows 8 belegt weniger Arbeitsspeicher. Dies zeigt der Taskmanager – nach dem Start verbraucht eine frische Windows 8 x64 Installation gerade einmal ca. 280 MB.
Dies liegt daran, dass benötigte Komponenten von Windows erst dann gestartet werden, wenn sie tatsächlich benötigt werden, zB. der Desktop, der nunmehr als startbare App fungiert.
Stichwort Apps, Windows kann diesen dynamisch Speicher zuweisen oder oder jenen auch wieder Speicher entziehen, je nach Notwendigkeit.
Wird eine App nicht benutzt, wird sie „suspended“, und verbraucht dann weniger Ram, sowie keine Prozessorleistung.
Neu: Fordert ein Programm immer neuen Arbeitsspeicher an, füllt diesen jedoch mit ständig mit gleichen Inhalten, versucht Windows, diese identischen Speicherinhalte zu kombinieren. Eine gute Idee an dieser Stelle!


GPU-Beschleunigung

Windows 8 verfügt über umfangreiche Oberflächenbeschleunigung durch die Grafikkarte.
So werden auch eigentliche 2D Inhalte, von der Grafikkarte berechnet, was sich allerdings auch durch erhöhten VRAM-Gebrauch bemerkbar macht, allerdings wird auch hier der Speicher bei Bedarf wieder freigegeben. Dies ist der Fall, wenn bspw. ein Spiel gestartet wird.
Ermöglicht wird die Beschleunigung von DirectX 11.1, das u.A. neue API’s zur Anwendung von Effekten auf Fotos bereitstellt.


Akkulaufzeit

Die Akkulaufzeit wurde laut Microsoft mit der neuen Ausgabe von Windows verbessert.
Ca. 10 % länger soll der Strom nun reichen, ich persönlich kann das allerdings nicht bestätigen, was aber auch daran liegen mag, dass meine Kopie von Windows 8 auf dem Macbook Pro läuft, und dessen Bootcamp-Treiber bis zum heutigen Datum noch nicht angepasst wurden.


Klassentreiber

Einfacher sollen Benutzer ab jetzt unterwegs online gehen können, dafür spendierte Microsoft Windows 8 einen Klassentreiber für UMTS-Sticks und –Karten.
Dieser funktioniert mit fast allen Mobilfunkmodems und erleichtert somit die Installation dieser.
Außerdem wählt Windows automatisch das passende Netzwerk. Ist ein bekanntes WLAN verfügbar, wird dies benutzt, steht keines zur Verfügung, wird auf die Mobilfunkverbindung umgeschaltet.
Von dieser wird ebenfalls der verbrauchte Traffic angezeigt, dazu ist nun also kein extra Programm mehr nötig. Lob!



Dasselbe Klassentreibersystem gilt auch für Drucker! Es wird also kein spezieller Druckertreiber mehr benötigt, wenn ein Drucker eine sog. Compatible ID übermittelt, anhand derer das Klassentreiberframework den Drucker identifizieren kann. Viele Druckerhersteller unterstützen dieses Verhalten bereits, der Rest hat zugesagt, dies in zukünftigen Geräten zu tun. Fragt im Zweifelsfall beim Support eures Herstellers nach.


Refresh

Legt man den Installationsdatenträger von Windows ein, erscheint zusätzlich zu den normalen Wiederherstellungsoptionen eine neue. Diese Option heißt „Windows wiederauffrischen“, mit der bei Problemen Windows repariert werden kann, allerdings ohne Verlust der eigenen Einstellungen, Dateien, Fotos etc.
Der Menüpunkt ist aber auch unter Windows direkt in den Pc-Einstellungen anwählbar.
Ferner kann man vom Menü aus Windows komplett neu installieren und sonstige Reparaturhilfsmittel auswählen, zB. das gute alte Command Prompt.
Zum „Windows wiederauffrischen“ Menüpunkt sei aber noch gesagt, dass sie einfach nur die frühere Systemreparatur, die es schon unter Windows XP gab, ersetzt und komfortabler gestaltet.

Die nächste Option, die der Wiederherstellung ebenfalls dienlich ist, ist der komplette „Reset“, also quasi eine Neuinstallation von Windows.





4.  Storage Pools und –Spaces

Dies ist ein neues und auf Systemebene ziemlich kompliziertes Verfahren, dass dem Nutzer allerdings viele Vorteile bringen kann. Daher fasse ich es hier verständlich zusammen.

Storage Pools
Storage Pools sind nichts anderes als zusammengefasste physische Festplatten, dabei ist es egal,
wie diese angeschlossen sind.
Beispiel: Ein Benutzer hat eine Backup-Festplatte, die er regelmäßig benutzt. Nach einer gewissen Zeitspanne ist sie voll und er steht bisher vor er Überlegung, entweder Daten zu löschen, oder sich eine neue, große Platte nachzukaufen. Dies ist nun nicht mehr notwendig.
Der Nutzer kann, wenn gewünscht, jegliche anderen Speichermedien benutzen um den Speicherplatz auf diesem Wege zu ergänzen. Dies können USB-Sticks sein, oder auch andere Festplatten , wobei diese nicht dieselbe Größe haben müssen.
Der Speicherplatz wird also einfach zusammengefasst, egal, welche Art von Medium angeschlossen ist.





Storage Spaces
Aus den Storage Pools lassen sich dann Storage Spaces erzeugen.
Diese verhalten sich wie ein normales Laufwerk und können partitioniert und formatiert werden.
Das heißt, dass die im ersten Schritt zusammengefassten Disks vom Nutzer so eingeteilt werden können, wie dieser möchte.



5. File History

File History stellt eine direkt in Windows integrierte Backup-Lösung dar.
Sie arbeitet ähnlich der Time Machine auf dem Mac, allerdings wird nicht das gesamte System gesichtert, sondern nur Benutzerverzeichnisse und –Dateien.

File History sichert diese Daten in regelmäßigen, vom Benutzer bestimmten Abständen auf einen ebenfalls vom Nutzer bestimmten Datenträger, wobei dieser Kopiervorgang auch unterbrochen werden kann.
Ist die zur Sicherung verwendete Festplatte nicht angeschlossen, sichert der Dienst die entsprechenden Daten auf dem Systemlaufwerk vor und verschiebt sie dann später auf das Backuplaufwerk.






6.  Hyper-V Virtualisierung

Die Virtualisierung, die bisher mit Lösungen wie dem kostenlosen Virtualbox für Privatanwender durchgeführt werden musste, kann nun Windows-intern erledigt werden.
Dazu kommt das bisher nur in Windows Server enthaltene System zum Einsatz und ermöglicht das Aufsetzen von virtuellen Maschinen, die dann ihrerseits bis zu 32 Prozessoren und 512 GB RAM ansprechen können.
Als Festplatten werden dabei sowohl physische, als auch virtuelle im Format .vhd und .vhdx unterstützt.
Apropos virtuelle Medien: Windows 8 ist in der Lage .vhd sowie .iso Dateien direkt per Rechtsklick zu mounten, damit entfällt der mitunter lästige Umgang mit Helferlein wie Daemon Tools.



7.  Optimierungen der Konnektivität

Auch beachtet Windows Update den Verbindungstyp, so werden Updates nur dann heruntergeladen, wenn eine WLAN/LAN Verbindung besteht, dies schützt vor ungewollten Kosten, wenn per 3G mit dem Internet verbunden und das mobile Datenvolumen aufgebraucht ist. Einzige Ausnahme sind wichtige Sicherheitsupdates, diese werden immer heruntergeladen. Der Nutzer kann das Verhalten aber in den Systemeinstellungen bei Bedarf ändern.

Wird vom Nutzer eine WLAN-Verbindung manuell getrennt, wird Windows außerdem nicht mehr automatisch  bei diesem Netzwerk anmelden, ferner lernt es anhand des Nutzerverhaltens, mit welchen WLANs am meisten kommuniziert wird und erstellt eine „Beliebtheitsliste“, die die oft genutzten Netzwerke auflistet. Daran richten sich auch die automatischen Verbindungsversuche aus.
Die neue Art, wie Windows mit Wireless-Geräten umgeht soll außerdem dafür sorgen, dass sich das OS nach dem aufwachen aus dem Standby schneller wieder mit WLANs verbinden kann.


8. Fazit

Windows 8 bringt zweifelsohne einige sehr sinnvolle Neuerungen mit, auch Microsofts Strategie ist klar, die (optische) Verbindung von mobilen Geräten, wie dem jüngst erschienenen Windows Phone 8 und dem Desktopbetriebssystem. Ein Beweis dafür ist auch, dass sowohl Smartphone, als auch das  -Desktopbetriebssystem den gleichen Kernel verwenden.

Das einzige Problem bei diese an sich sinnvollen und zeitgemäßen Verschmelzung ist aber die Tatsache, dass nicht alle User auf einem Desktop die Erfahrung eines Tablet-Pc’s oder Smartphones möchten, man wird gezwungen, Metro zu benutzen.
Es gibt sicherlich Tools um das Ganze vom Verhalten her an den Vorgänger Windows 7 anzupassen, doch Microsoft selbst lässt einem keine Wahl, welche Art von Desktop man denn nun verwenden möchte.

Allerdings: Hat man sich an die neue Oberfläche gewöhnt, geht das Arbeiten flüssig von der Hand  - das Startmenü vermisse ich selbst nicht mehr.

Ich hoffe, euch mit dieser doch umfangreichen Lektüre einen Einblick in das neue Betriebssystem gegeben zu haben, was uns alle in den nächsten Jahren begleiten wird.
Kritik zu diesem Artikel ist ausdrücklich erwünscht, also scheut euch nicht, Feedback zu geben!

2 Kommentare:

  1. xrlabs says:

    Das war's. Ich stecke fest. Ich werde nie wieder von Windows 7 wegkommen.